Immobilienmanagement

Ratgeber: Wie verlängere ich die Lebensdauer meines Gebäudes?

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22. September 2025
Lesedauer: 10 Minuten

Von Bernd Wehinger, Geschäftsführer vplus GmbH

Die durchschnittliche Lebensdauer eines Wohngebäudes in Österreich beträgt 80 bis 100 Jahre, bei Gewerbeimmobilien sind es sogar nur 50 bis 60 Jahre – eine ordnungsgemäße Instandhaltung vorausgesetzt. Mit einer ganzheitlichen Instandhaltung lässt sich diese Zeitspanne aber deutlich verlängern. Wichtig sind dabei nicht nur Reparaturen, sondern auch vorausschauende Pflege und sinnvolle Modernisierungen.

Ein Gebäude ist eine langfristige Investition – und wie jede Investition will es gepflegt sein. Wer die Lebensdauer eines Hauses, einer Wohnanlage oder auch einer Gewerbeimmobilie verlängert, spart nicht nur Kosten für Sanierungen, sondern steigert auch den Wert. Hier erfahren Sie die wichtigsten Maßnahmen für ein langlebiges Gebäude.

1. Regelmäßige Wartung ist Pflicht – nicht Kür

Viele Schäden entstehen nicht plötzlich, sondern sind das Ergebnis fehlender Pflege. Regelmäßige Wartungen verhindern teure Überraschungen.

 

  • Heizung: Die Lebensdauer einer Heizungsanlage liegt bei ca. 20 Jahren. Wer sie regelmäßig warten lässt, spart Energie und verlängert die Nutzungsdauer.

     

  • Dach: Besonders Flachdächer sind anfällig für Feuchtigkeit. Eine jährliche Inspektion verhindert kostspielige Schäden.

     

  • Weitere Punkte: Aufzüge, Spielplätze, Türen und Fenster – alles, was mechanisch beansprucht wird, sollte regelmäßig geprüft werden. Auch, wenn es nicht, wie beim Lift oder bei Spielplätzen, gesetzlich vorgeschrieben ist. Selbst kleine Probleme, wie eine quietschende Tür, sollten behoben werden, bevor größere Folgeschäden entstehen.

 

Tipp: Ein Wartungsplan, der alle Gewerke erfasst, ist die beste Grundlage, um den Überblick zu behalten.

2. Reparaturrücklagen – Finanzielle Vorsorge ist unverzichtbar

Ohne ausreichende Rücklagen kann selbst eine kleine Reparatur zur finanziellen Belastung werden. Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestdotierung liegt bei 1,06 Euro pro m² Wohnfläche und Monat.

 

Warum diese Summe? Sie basiert auf statistischen Berechnungen der durchschnittlichen Instandhaltungskosten über die Lebensdauer eines Gebäudes.

 

Tipp: Passen Sie die Rücklagen an, wenn Ihr Gebäude älter wird oder Modernisierungen anstehen.

3. Materialwahl und Konstruktion – Qualität zahlt sich aus

Wer schon beim Bau oder später bei Sanierungsmaßnahmen auf die richtigen Materialien setzt, spart später viel Geld.

 

  • Dach: Ziegeldächer sind langlebiger als Flachdächer.

     

  • Fenster: Eingelassene Fenster sind besser geschützt als vorstehende Elemente.

     

  • Bodenbeläge: Feinsteinzeug im Flur ist anfälliger und dadurch dauerhaft teurer als z. B. Teppich. Am besten eignet sich naturbelassenes, also nicht versiegeltes Holz wie Parkett oder Dielenboden.

     

  • Überhaupt Holz: Ein nachhaltiger, robuster Baustoff – wenn er fachgerecht verarbeitet wird.

 

Tipp: Bei Angeboten nicht nur auf den Preis, sondern auch auf Wartungsaufwand und Lebensdauer achten: Setzen Sie auf langlebige, konstruktiv geschützte Bauteile.

4. Fachgerechte Reinigung und Pflege

Eine Immobilie altert nicht nur durch Witterung, sondern auch durch falsche Pflege.

 

  • Tiefgarage: Einmal jährlich (am besten im Frühjahr) reinigen, um Salzrückstände zu entfernen.

     

  • Oberflächen: Verwenden Sie für jeden Belag die richtigen Reinigungsmittel – falsche Mittel können mehr schaden als nützen.

     

  • Außenanlagen: Gepflegte Gärten sind nicht nur optisch wichtig – Bäume und Sträucher dürfen Fassaden nicht beschädigen oder deren Abtrocknen verhindern.

 

Tipp: Führen Sie regelmäßige Sichtkontrollen durch – Rost an Bewehrungen, feuchte Stellen oder Holzfäule sind Alarmzeichen.

5. Leerstand vermeiden – Gebäude brauchen Nutzung

Leerstehende Wohnungen sind nicht nur ein wirtschaftlicher Verlust, sondern auch ein Risiko für die Bausubstanz. Unbewohnte Räume werden nicht belüftet oder beheizt, Leitungen trocknen aus – die Gefahr von Schäden steigt.

 

Flexibilität ist hier ein Schlüssel:

 

  • Im Gewerbebereich sind flexible Grundrisse Standard.

     

  • Auch im Wohnbau sind versetzbare Wände oder Gemeinschaftsräume im Kommen, um Leerstand zu vermeiden.

 

Tipp: Ermöglichen Sie im Fall des Falles Zwischennutzungen – Pop-up-Stores, Wohnen auf Zeit, temporäre Büros… - um die Gebäude in Betrieb zu halten.

6. Modernisierung als Chance – Technik und Energieeffizienz

Regelmäßige Pflege verlängert die Lebensdauer, aber Modernisierungen sichern den Wert.

 

  • Haustechnik: Schrittweise Erneuerung von Heizungsanlagen und Sanitärsystemen.

     

  • Energieeffizienz: Investitionen in Dämmung, neue Fenster und smarte Steuerungen zahlen sich doppelt aus – geringere Betriebskosten und gesteigerter Immobilienwert.

     

  • Zukunftstrends: Photovoltaik, Ladeinfrastruktur für E-Autos (Wallboxen) und Klimaanlagen.

 

Tipp: Technische Entwicklungen schreiten schnell voran. Prüfen Sie alle 5–10 Jahre, welche Modernisierungen sinnvoll sind.

Fazit:

Ein langlebiges Gebäude ist kein Zufall. Wer Wartung ernst nimmt, Rücklagen bildet und rechtzeitig modernisiert, spart nicht nur Geld, sondern steigert auch den Wert der Immobilie. Mit vorausschauender Planung bleibt Ihre Immobilie fit für die Zukunft – und attraktiv für Nutzer und Investoren.

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