Umbauen & Sanieren

„Zeit- und Kostenaufwand werden erheblich gesenkt.“

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27. März 2024
Lesedauer: 10 Minuten

Mit der RENOWATE GmbH ist Rhomberg Bau angetreten, Bestandsgebäude nachhaltig energetisch zu modernisieren und so auch die Baubranche klimafit zu machen. Im Gespräch erläutert Geschäftsführer Andreas Miltz wie das konkret funktioniert.

Herr Miltz, was muss ich mir unter dem Begriff „Serielle Sanierung“ vorstellen?

Die serielle Sanierung ist ein innovativer Ansatz, der es schafft, technologischen Fortschritt und Innovation auf die Baubranche zu übertragen, um Bestandsgebäude in kurzer Zeit energetisch zu sanieren. Basis für den Sanierungsansatz sind Serialisierung, Digitalisierung und End-to-End-Prozesse. Darüber hinaus wird aus der Kombination von vorgefertigten Fassadenmodulen und einer gewerkeübergreifenden, integrierten Planung der Zeit- und Kostenaufwand gegenüber der traditionellen Sanierung erheblich gesenkt.

Welche Vorteile ergeben sich daraus?

Die serielle Sanierung bietet nicht nur einen wesentlichen Vorteil für die Dekarbonisierung des Gebäudebestands und die Erreichung der Klimaziele, sondern präsentiert auch eine Vielzahl weiterer Vorzüge:

 

Die industrielle Vorfertigung der neuen Gebäudehülle beschleunigt den Prozess, führt zu einer energetischen Ertüchtigung der Gebäude innerhalb weniger Monate und ermöglicht erhebliche Einsparungen in Bezug auf Kosten, Ressourcen und Zeit durch ortsunabhängige Vorfertigung. Der hohe Verfertigungsgrad der Sanierungsmodule sowie die gewerkeübergreifende Planung steigert die Gesamteffizienz des Sanierungsprozesses erheblich. Durch die serielle Sanierung werden individuelle Projekte in skalierbare Produkte transformiert, wodurch eine wirkliche Effizienz in Punkto Schnelligkeit und Wirtschaftlichkeit erreicht wird, die wir hinsichtlich der akuten Herausforderung – Klimaneutralität im Gebäudesektor – dringend benötigen.

 

Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die serielle Sanierung im bewohnten Zustand erfolgen kann, wodurch die Bewohner:innen während des Prozesses in ihren Wohnungen bleiben können. Die kurze Bauzeit und zügige Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen tragen vor allem zur Entlastung der Bewohner:innen bei.

Mit RENOWATE sind Sie Anfang 2022 angetreten, um diese Art, Bestandsgebäude klimafit zu machen, voranzutreiben – wie läufts bislang?

Die erfolgreichen ersten Projekte in 2022 waren für uns ein wichtiger Meilenstein. Im Zuge dieser Pilotprojekte konnten wertvolle Erfahrungen gesammelt werden, die es ermöglicht haben, das Produkt weiterzuentwickeln, um es schließlich auch am Markt für externe Kunden im Baukasten-Prinzip anbieten zu können.

 

RENOWATE liefert dabei das Gesamtpaket für die energetische Sanierung. Unser Ziel ist es immer, mindestens den EH55-Standard zu erreichen. Das bedeutet, dass das sanierte Gebäude nur 55 Prozent der Energie eines konventionellen Neubaus benötigt. Und das gelingt uns!

 

Durch das Baukausten-Prinzip ist es zudem möglich, weitere, individuelle Kundenwünsche zu berücksichtigen und einzuplanen. Darüber hinaus machen sich auch in den Abläufen die gesammelten Erfahrungen aus umgesetzten Projekten und durchgeführten Optimierungen bereits bemerkbar, denn beim Pilotprojekt hat es noch mehrere Wochen gedauert, bis aus der digital vermessenen Punktwolke tatsächlich die Planung für die Module und die Technik entstand – inzwischen konnte dies stark optimiert werden.

 

Im März 2023 hat RENOWATE das Quartiersprojekt in Mönchengladbach-Hardt begonnen, das sich insgesamt über acht aufeinanderfolgende Bauabschnitte erstreckt. Die Wohngebäude aus dem Quartier der LEG stammen aus dem Jahr 1954 und waren bislang mit einer Energieeffizienzklasse H energetisch ineffizient. Auch bei diesem Projekt wird neben der Erneuerung der Gebäudehülle mit Fassadenelementen aus Holz die gesamte technische Gebäudeausrüstung modernisiert.

 

Seit Baustart wurde in Hardt alle sechs Wochen ein neuer Bauabschnitt in Angriff genommen. Dieses gut geplante Zeitmanagement und die gesammelten Erfahrungen aus dem vorangegangenen Pilotprojekt ermöglichen es, dass die Bewohner:innen während der gesamten Sanierungsphase in ihren Wohnungen verbleiben können, ohne wesentliche Beeinträchtigungen hinnehmen zu müssen. Ein weiteres Beispiel: Durch das eigens entwickelte System für die Fassadenaufhängung, das auf Basis der Erkenntnisse aus dem ersten Projekt entstanden ist, konnte eine weitere Effizienzsteigerung und eine Erhöhung der Schnelligkeit hinsichtlich der durchgeführten Maßnahmen erreicht werden.

An wen richten Sie sich mit Ihrem Angebot?

Mit unserem Angebot unterstützen wir Bestandshalter:innen und Wohnungsunternehmen, deren Objekte einen schlechten Energieeffizienzstandard vorweisen. Der Fokus liegt ganz klar auf größeren Mehrfamilienhäusern und Wohnquartieren.

Wie gleich müssen die Gebäude sein, damit die Vorteile der “Seriellen Sanierung” greifen können?

Für die serielle Sanierung ist es nicht optimal, wenn die Gebäude sehr individuell bzw. unterschiedlich sind. Dies bezieht sich vor allem auf die Kubatur, Balkon etwa sind dagegen kein Problem. Grundsätzlich gilt: Homogene Baukörper mit möglichst wenigen Winkeln, Vorsprüngen und ohne Stuck sind besser geeignet.

 

Besonders effektiv sind wir bei einer größeren Anzahl von baugleichen Gebäuden, da wir hier Skaleneffekte nutzen können, sprich: Wir generieren deutliche Kosteneinsparungen, indem wir eine große Anzahl baugleicher Elemente verwenden. Die Geschwindigkeit kann selbstverständlich nach Objektgröße variieren. Je größer das Objekt bzw. Quartier, desto mehr können die Vorteile der seriellen Sanierung greifen.

Und was bringt es dann konkret?

Erstens: Eine deutliche Zeitersparnis. Auch, wenn die Sanierungsgeschwindigkeit abhängig von der Objektgröße ist, lässt sich pauschal sagen, dass die serielle Sanierung im Vergleich zur konventionellen etwa 2 bis 2,5-mal so schnell ist.

 

Zweitens: Kostenreduktionen. Nach Abzug der zusätzlichen Förderung von 15% für die serielle Sanierung bewegen wir uns in Deutschland auf demselben Preisniveau wie die konventionelle Sanierung. Das klingt jetzt erstmal nicht günstiger, wir haben hier aber noch nicht berücksichtigt, dass bei uns die gesamte Koordination aus einer Hand kommt, inklusive der Mieterkommunikation. Das spart dem:der Auftraggeber:in interne Ressourcen und minimiert die Fehleranfälligkeit. Außerdem greifen durch unsere schnelle Umsetzung die Energiekostenersparnisse viel früher. Wenn wir also die Objekte in kürzester Zeit von einem schlechten Energieeffizienzstandard wie H auf A anheben, dann ist auch eine Energieeinsparung von über 90 % möglich.

Wie hoch ist das Potenzial für Ihr Angebot, also: Wie viele Wohneinheiten gibt es, die sich seriell Sanieren lassen?

In Deutschland stehen über 60 % der Wohngebäude bereits 45 Jahre oder sogar länger – und somit potenziell für eine solche Sanierung geeignet. Im Bereich der Mehrfamilienhäuser reden wir von rund 2,1 Mio. Gebäuden.

 

Und auch in Österreich eignen sich 200 000 bis 250 000 Mehrfamilienhäuser für die serielle Sanierung. Das ist ein enormes Marktpotenzial.

Sie werben auch mit Ihrem Mietermanagement. Was verbirgt sich dahinter, und warum ist das ein Vorteil?

Im Verlauf der Pilotprojekte haben wir gelernt, dass die wesentlichen Stakeholder:innen, die Mieter:innen, unbedingt über die gesamte Projektzeit begleitet werden müssen. Denn die Erfahrung u. a. aus der traditionellen Modernisierung zeigt, dass Menschen gerade bei Baumaßnahmen eine transparente Ansprache sehr schätzen. RENOWATE tut dies durch ein eigens entwickeltes IT-Portal. Darüber können wir den Mieter:innen alle relevanten Informationen vor, während und nach der Kern-Bauzeit zur Verfügung zu stellen. So können die Mieter:innen beispielsweise jederzeit einen tagesaktuellen Sanierungsplan abrufen oder unkompliziert Termine vereinbaren.

 

Dieser zusätzliche digitale Kommunikationskanal bedeutet auch für den bzw. die jeweilige:n Bestandshalter:in einen spürbaren Mehrwert, da für die ansonsten aufwändige Mieterkommunikation keine personellen Kapazitäten mehr gebunden werden. Gleichzeitig kann durch RENOWATE selbst die Plattform – abseits der Mieterkommunikation – dafür genutzt werden, die Gewerke zu koordinieren, wichtige Informationen zu bündeln und einen optimalen Ablaufprozess sicherzustellen.

Was gibt es für mich als Kunden für Möglichkeiten, mit Förderungen meinen Investitionsaufwand zu reduzieren?

In Deutschland gibt es einen Förderbonus für das serielle Sanieren, der für Bestandshalter:innen bis zu 45 % Zuschuss bedeutet. Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) unterstützt die Sanierung von Gebäuden, die dauerhaft Energiekosten einsparen und damit das Klima schützen. Informationen und Formulare sind auf der Website des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle zu finden.

 

In Österreich sind die Förderungen für Immobiliensanierungen von unterschiedlichen Kriterien abhängig. Sie werden bspw. sowohl auf Bundes- als auch auf Länderebene unterstützt. Zudem gibt es weitere Sonderförderungen, die regional und überregional gelten. Daher müssen einzelne Objekte sehr genau auf Förderhöhe, Fördermöglichkeit und Potenzial untersucht werden. Mögliche Anlaufstellen sind hier:

 

Wie geht es mit RENOWATE weiter? Was kommt als nächstes?

Neben weiteren Sanierungsprojekten von der LEG freut sich RENOWATE über positive Entwicklungen im Drittgeschäft. Wir konnten bereits mehrere Drittkunden akquirieren, deren Projekte sich aktuell in verschiedenen Entwicklungsphasen, also in der Planung oder der Ausführung, befinden.

 

Außerdem konzentriert sich RENOWATE mit Gründung der Niederlassung in Wien im Juni 2023 weiter um die Marktentwicklung in Österreich.

 

Darüber haben wir jüngst das „RENOWATE Partner Program“ ins Leben gerufen, um als Produktpartner Bauunternehmen einen einfachen und investitionsarmen Einstieg in das nachhaltige und zukunftsweisende Geschäftsfeld zu ermöglichen.

Über die RENOWATE GmbH: Klimaschutz in Serie

Das Unternehmen ist ein Joint Venture des Bregenzer Bau-Komplettanbieters Rhomberg Bau mit der LEG Immobilien SE aus Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, das neue Unternehmen RENOWATE GmbH gegründet. Ziel dieser Partnerschaft ist es, Lösungen für die Dekarbonisierung von bestehenden Wohngebäuden zu entwickeln und so mitzuhelfen, die ambitionierten Klimaschutzziele der Europäischen Union zu erreichen. Rhomberg bringt seine jahrzehntelange Erfahrung mit ressourcen- und umweltschonenden Bauweisen in den Zusammenschluss ein, die den ganzen Lebenszyklus eines Gebäudes umfassen. Dazu setzt der innovative Familienbetrieb auf Bauen mit Holz, die Chancen der Digitalisierung sowie Systembau. Die LEG Immobilien SE gibt in ihren 167 000 Wohnung rund einer halben Million Menschen ein Zuhause. Dem Unternehmen, das seit über 50 Jahren gutes Wohnen zu fairen Preisen anbietet, ist es ein besonderes Anliegen, gemeinsam mit erfahrenen Partnern effiziente und mieterschonende Klimaschutzmaßnahmen im Wohnungssektor für die gesamte DACH-Region zu entwickeln.

 

Weitere Informationen unter: www.renowate.earth.

Ihr Ansprechpartner bei RENOWATE:

Rainer Scheidle
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