Projektentwicklung

Zwischen den Zeiten – wenn Flächen in Bewegung bleiben

250407_MHS_Feuerwehrprobe (6).jpg
21. September 2025
Lesedauer: 5 Minuten

Wie Zwischennutzung von Grundstücken auf sich verändernde Lebensrealitäten reagiert – und welchen Mehrwert sie für alle Beteiligten bietet.

Brachflächen sind selten wirklich leer. Wer genau hinsieht, entdeckt: Dort, wo vielleicht einmal ein Wohnbauprojekt entstehen soll, trainiert heute die Hundestaffel. Und eine Garage, die später einem Neubau weichen muss, dient vorübergehend als Lagerfläche. Die Rede ist von Zwischennutzung – einem Thema, das in der Projektentwicklung nicht nur pragmatische Lösungen bietet, sondern auch gesellschaftliche Entwicklungen widerspiegelt.

„Zwischennutzungen machen auf vielen Ebenen Sinn“, sagt Luca Maier, Junior Projektentwickler bei Rhomberg Bau. Die Gründe dafür reichen von wirtschaftlichen Aspekten – etwa durch Vermietung von Flächen – über gemeinwohlorientierte Zwecke wie Feuerwehrübungen bis hin zu stillen Gegengeschäften: „Manchmal überlassen wir Nachbar:innen eine Wiese zur Nutzung – im Gegenzug kümmern sie sich um die Pflege des Grundstücks.“

 

In Zeiten, in denen zwischen Grundstückserwerb und Baustart nicht selten Monate oder gar Jahre vergehen können, wird der Raum dazwischen zur Ressource. „Wir erleben eine wachsende Offenheit für temporäre Nutzungen“, berichtet Maier. „Natürlich immer unter dem Vorbehalt, dass die Fläche kurzfristig wieder verfügbar sein muss.“ Deshalb sind alle Vereinbarungen – ob Mietvertrag oder Prekarium – bewusst flexibel gehalten.“

Doch was auf dem Papier pragmatisch klingt, ist in der Praxis oft überraschend lebendig. In Bregenz etwa dient ein Grundstück Künstler:innen als kreative Zwischenstation, andernorts nutzen Blaulichtorganisationen oder landwirtschaftliche Betriebe freie Flächen für ihre Zwecke. Es sind kleine, vielfältige Szenen, die zeigen, wie viel Potenzial im Übergang steckt.

 

Auch organisatorisch ist das Thema in Bewegung. „Bevor wir eine Zwischennutzung erlauben, prüfen wir intern, ob ein Baustart absehbar ist“, so Maier. „Gibt es keine Einwände, regeln wir alles schriftlich. Ohne Vertrag oder Prekarium läuft bei uns nichts – allein schon aus versicherungstechnischen Gründen.“

Die Vorteile liegen auf der Hand: Ungepflegte Brachflächen verwandeln sich in belebte, oft auch begrünte Areale, die das Erscheinungsbild eines Unternehmens verbessern. Gleichzeitig entstehen durch die Nutzung neue Netzwerke im Umfeld, nicht selten mit positiver Wirkung auf das spätere Bauprojekt. Und auch aus wirtschaftlicher Sicht können Zwischennutzungen einen Beitrag leisten – insbesondere in Zeiten, in denen ungenutzte Flächen laufende Kosten verursachen.

 

Am Ende ist jede Zwischennutzung ein kleiner Spiegel unserer Gesellschaft. Sie erzählt davon, wie wir mit Raum umgehen, mit Zeit, mit Gemeinschaft. Und davon, dass Stadtentwicklung heute nicht mehr nur in Etappen verläuft – sondern im Fluss ist. Zwischen gestern und morgen ist Platz für vieles. Man muss ihn nur nutzen.

Preview-Neue Dimensionen-2024
Printausgabe bestellen